In dieser Interview-Reihe von ” Tech leaders” hatte ich die wunderbare Gelegenheit, Sabrina von Nessen zu interviewen und ihren Tech-Karriereweg kennenzulernen. Es war für mich umso spannender, da es das erste Interview der Serie ist.
Von dem Moment an, wo ich ihr Buch: “Female Empowerment-Women in Tech” gelesen habe, wusste ich, dass ich sie gerne als Gast auf meinem Blog haben möchte. Ich bin mir sicher, dass sich viele Frauen in der Tech-Branche von ihrer Geschichte inspirieren lassen werden.
Sabrina von Nessen ist ein leidenschaftlicher Leader mit 20 Jahren Erfahrung in der Finanz- und IT-Branche. Ihre Begeisterung für Technologie hat sie in 15 Jahren als Führungskraft in gleicher Weise entdeckt und kultiviert wie die tiefgründige Leidenschaft für Emotional Leadership. Denn High Performance und damit Erfolg beginnen im Kopf des Einzelnen, dessen Emotionen und Glaubenssätzen. Ihr größtes Learning als Head of Product Management, IT oder Marketing bis zum C-Level: It all starts with „why“. Wenn Menschen erlernte Grenzen sprengen, entsteht Großartiges. Diese Überzeugung und eine große Neugier verhelfen ihr zum Erfolg beim Aufbau von Unternehmen, Teams, Strukturen und Prozessen.
In diesem Interview gab sie mir einen Einblick in ihren Karriereweg, Herausforderungen und die Denkweise, welche sie dorthin brachte, wo sie heute steht.
Wie bist du in der Tech Branche eingestiegen?
Was ich ursprünglich machen wollte, war Jura. Ich habe einen starken Gerechtigkeitssinn und ich wollte gerne eine Staatsanwältin werden. Ich habe aber festgestellt, dass das Jura Studium sehr lange dauern würde und meine Eltern hätten mich nicht finanzieren können. Die Idee habe ich verworfen und ich habe mir die Frage gestellt, was interessiert mich wirklich? Ich habe festgestellt, dass mich alles interessiert. Am Ende habe ich mich für ein BWL-Studium entschieden, weil es ein breites Gebiet ist. Ich habe nach dem Studium herausgefunden, dass ich alles spannend fand. Ich hätte mich im Risikomanagement und im Qualitätsmanagement genauso gut aufhalten können, wie im Marketing oder im Personal-Bereich.
Ich hatte ganz großes Glück, dass ich im Produktmanagement einer Leasinggesellschaft angefangen habe. Das Thema IT kam immer mehr auf und es hat mich von Anfang an begeistert. Ich fand es so toll, innovative Produkte zu konzipieren und sie in dem gesamten Zyklus zu begleiten. Von der Anforderungsphase bis hin zur Testing-Phase. Es war eine unglaublich tolle Zeit, da ich die Gelegenheit hatte in verschiedene Aspekte in der IT reinzuschnuppern und immer mehr Verantwortung zu übernehmen. Ich bin danach in einer Ökobank als Head of IT & Operations eingestiegen. Ich fand es sehr spannend, weil die Bank in Deutschland damals neu gegründet wurde. Für diese Chance bin ich bis heute sehr dankbar, da ich dort die Gelegenheit hatte, die gesamte IT-Infrastruktur mit aufzubauen. Deshalb bin ich sehr überzeugt davon, dass jeder wirklich alles lernen kann, wenn man es nur will.
Generell sind die Tech-Branchen männerdominiert und für viele Frauen kann dies als eine Herausforderung angesehen werden. Wie bist du damit umgegangen?
Für mich war von Anfang an immer klar, dass ich Tech-Themen will und dass ich vorankommen möchte. Ich wollte eine Karriere als Führungskraft machen, das war ein großes Ziel für mich. Ich wusste, dass, egal was passiert, egal wer mir Steine in den Weg legt, ich diesen Weg gehen würde. Ich war bereit, mein Bestes zu geben, mehr als die anderen zu leisten, in mein Wissen zu investieren, weil ich es schaffen wollte. Leider habe ich auch festgestellt, dass nur sehr wenige Menschen bereit sind, diesen Weg zu gehen.
Du bist sehr engagiert, was Empowerment von Frauen im Tech betrifft. Du hast sogar ein Buch dazu geschrieben. Wie ist es dazu gekommen?
Im Laufe meiner Karriere habe ich gemerkt, dass mich immer mehr Frauen gefragt haben, wie ich es als Frau in der IT geschafft habe. Ich habe wirklich nicht verstanden, was mit dieser Aussage gemeint war, denn ich fand daran nichts Ungewöhnliches. Selbst heute nicht in meiner Vorstandsrolle. Ich habe mir gedacht, dass es so nicht sein darf. Erstens, weil jeder alles schaffen kann, wenn er bereit ist, in sich selbst zu investieren und an sich zu glauben. Zweitens, weil es viele Frauen gibt, die diesen Weg gegangen sind. Man muss einfach mit ihnen reden und sie fragen, wie sie es geschafft haben.
Jeder kann alles schaffen , wenn er bereit ist, in sich selbst zu investieren und an sich zu glauben
–Sabrina von Nessen
Sichtbarkeit ist ein sehr wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Karriere. Wie hast du dies in deinen verschiedenen Rollen erreicht?
Um tatsächlich wahrgenommen zu werden, muss man etwas wissen und etwas können. Zusätzlich muss man seine Erfolge sichtbar machen. Das kann durch einen Blog oder eine Firmenveranstaltung sein – einfach sagen, “Hey schaut mal, ich habe hier ein tolles Projekt, ich habe etwas gelernt und möchte mein Wissen gerne teilen”. Damit fängt es an. Seine eigenen Erfolge und Leistungen im Unternehmen zu feiern. Und das hat nichts damit zu tun, dass man sich zur Schau stellt, sondern stolz auf das ist, was man erreicht hat. Am Ende ergibt sich daraus dieser Expertenstatus. Man schafft ihn nicht selbst, sondern die anderen machen einen zum Experten. Aus meiner Erfahrung habe ich leider festgestellt, dass es für viele Frauen sehr schwierig ist, ihre eigenen Erfolge zu feiern. Für Männer ist das relativ normal.
Um tatsächlich wahrgenommen zu werden, muss man etwas wissen und etwas können. Zusätzlich muss man seine Erfolge sichtbar machen.
-Sabrina von Nessen
Viele Frauen können sich von der Tatsache einschüchtern lassen, dass sie nicht über genügend Wissen oder Bildungshintergrund für eine IT-Rolle verfügen. Wie kann man damit umgehen?
Wir leben in einer unglaublich tollen Zeit, in der man so schnell auf Informationen zugreifen kann. Es gibt zahlreiche Anbieter, bei denen man IT-Kenntnisse – sogar eine Programmiersprache – erlernen kann.Über das Internet steht uns die ganze Welt offen. Ich bin immer noch sehr begeistert von der Idee, dass ich Wissen von amerikanischen Universitäten oder von Professoren in Afrika bekommen kann, so dass man heute wirklich Wissen aus der ganzen Welt abrufen kann und das sogar manchmal kostenlos. Man muss sich nur die Zeit nehmen, sein eigenes Wissen aufzubauen und sich weiterzubilden.
„New Work braucht emotionale Führung“ ist ein Thema, indem du Experte bist und sprichst auch gerne darüber. Wie hast du dich für dieses Thema entschieden?
Das Thema geht auf Frithjof Bergmann zurück, der immer gesagt hat, dass Menschen nicht nur in ihrem Leben, sondern auch in ihrer Arbeit nach Sinn suchen. Diese Denkweise habe ich bei der Ökobank zum ersten Mal erlebt. Dort habe ich wirklich ein Unternehmen gesehen, in dem jeder die Freiheit hatte, geschätzt zu werden. Trotz der harten Arbeit hatten alle ein gemeinsames Verständnis davon, dass wir mit diesem Thema die Welt ein wenig verändern wollten. Jeder konnte seinen Sinn finden. Da habe ich zum ersten Mal begriffen, was Neue Arbeit wirklich bedeutet, nämlich nicht in Teilzeit zu arbeiten, sondern wirklich eine Arbeit zu finden, bei der Zeit und Raum vergehen, weil man überzeugt ist, dass sie einen Mehrwert für das eigene Leben bringt.
Welche Tipps kannst du Frauen geben, die ihre Karriere in der Tech beginnen?
Geht in eurer Karriere nicht in einer geraden Linie, sondern macht unterschiedliche Erfahrungen, um verschiedene Tätigkeiten kennen zu lernen. Nehmt euch die Zeit zum Reisen, um Kulturen kennen zu lernen – das wird euch sehr viel weiterbringen und das ist die wertvollste Erfahrung, die man machen kann.
Ihr Buch: Female Empowerment – Women in Tech
Ihre Kontaktdaten: sabrina@von-nessen.com
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